Pashmina: Das Weiche Gold der Himalayas

Pashmina, oft als “Weiches Gold” bezeichnet, ist eine der luxuriösesten und feinsten Naturfasern der Welt. Es wird aus dem Unterfell der Changthangi-Ziege gewonnen, die in der abgelegenen und rauen Umgebung des Changthang-Plateaus im Himalaya lebt. Die Produktion und Verarbeitung von Pashmina ist tief in der Kultur und Geschichte der Region verwurzelt und erfordert große handwerkliche Fähigkeiten und Wissen, das über Generationen weitergegeben wurde. Diese besondere Faser hat nicht nur ästhetische und materielle Qualitäten, sondern steht auch im Zentrum der kulturellen und wirtschaftlichen Identität der Region.

Ursprung und Produktion von Pashmina

Pashmina, das aus dem persischen Wort “Pashm” stammt, bedeutet “weiche Wolle”. Diese außergewöhnlich feine Faser wird von den Changthangi-Ziegen gewonnen, die in Höhenlagen von 4.500 Metern und darüber leben, wo die Temperaturen im Winter bis auf -40°C sinken können. Die extremen klimatischen Bedingungen haben dazu geführt, dass diese Ziegen ein äußerst dichtes und feines Unterfell entwickeln, das sie vor der Kälte schützt. Im Vergleich zu anderen Tierhaaren, wie zum Beispiel Mohair oder gewöhnlicher Schafwolle, zeichnet sich Pashmina durch seine überragende Feinheit und Weichheit aus. Es wird geschätzt, dass die Faser sechsmal feiner ist als menschliches Haar und weit weicher als selbst die feinste Merinowolle (Nazir et al., 2015) Link zum Artikel.

Genetische Verbesserung und Entwicklung

Die Erhaltung und Verbesserung der Qualität der Pashmina-Produktion ist von entscheidender Bedeutung für die lokale Wirtschaft und die kulturelle Erhaltung. Sheikh und Ganai (2018) betonen in ihrer Forschung, dass genetische Verbesserungen der Changthangi-Ziegen durch gezielte Selektion, anstatt durch Kreuzung mit Mohair-produzierenden Angora-Ziegen, einen Weg darstellen, die Qualität und Menge der Pashmina-Produktion zu steigern, ohne die genetische Basis der Changthangi-Ziegen zu gefährden (Sheikh & Ganai, 2018) Link zum Artikel.

Physikalische Eigenschaften und Qualitätsbewertung

Die physikalischen Eigenschaften von Pashmina, insbesondere die Faserlänge und der Durchmesser, spielen eine zentrale Rolle bei der Bestimmung der Qualität und des Preises der Produkte. Laut Nazir et al. (2011) und weiteren Studien variiert der Faserdurchmesser von Pashmina je nach Art der Verarbeitung (manuell oder maschinell enthaart) und dem Alter der Ziegen erheblich. Diese Studien zeigen, dass manuell enthaarte Pashmina eine längere Faserlänge hat, was auf die geringere Bruchrate der Fasern zurückzuführen ist (Nazir et al., 2015). Link zum Artikel.

Kulturelles Erbe und Authentizität

Pashmina hat nicht nur materielle, sondern auch immense kulturelle Bedeutung. In ihrer Arbeit über die Globalisierung von Pashmina und das Erbe der Authentizität in der Kaschmir-Schalindustrie stellt Anne Herms (2021) fest, dass Pashmina-Schals als kulturelle Artefakte betrachtet werden, die sowohl einen wirtschaftlichen als auch einen symbolischen Wert haben. Authentizität ist im lokalen Handel von großer Bedeutung, sowohl für Händler als auch für Touristen. Herms argumentiert, dass die Produktion von Authentizität den wirtschaftlichen Wert der Waren sowie ihre symbolische und soziale Bedeutung erhöht (Herms, 2021) Link zur Masterarbeit.

Unterschied zwischen Pashmina und Kaschmir

Obwohl die Begriffe “Pashmina” und “Kaschmir” oft synonym verwendet werden, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den beiden. Pashmina ist die feinste Form von Kaschmir, die speziell aus den Changthangi-Ziegen des Himalayas gewonnen wird. Sie hat einen Faserdurchmesser von weniger als 15 Mikrometern, während Kaschmir im Allgemeinen einen Durchmesser von bis zu 19 Mikrometern hat. Pashmina-Produkte sind wegen ihrer überlegenen Weichheit und Wärme weitaus begehrter und teurer als herkömmliche Kaschmirprodukte (Bumla et al., 2015).

Kein geschützter Begriff – Risiken für Verbraucher

Ein wesentlicher Punkt, der oft übersehen wird, ist, dass der Begriff “Pashmina” weltweit nicht geschützt ist, im Gegensatz zu “Kaschmir”, das strikteren Regelungen unterliegt. In Europa und anderen Teilen der Welt kann alles als “Pashmina” verkauft werden, auch minderwertige Materialien wie Viskose, Polyester und Mischfasern. Dies führt zu einer Flut von falsch gekennzeichneten und etikettierten Schals, die als “Pashmina” vermarktet werden, obwohl sie keine echte Pashmina enthalten. Unternehmen wie Bellona Frankfurt GmbH versuchen, durch wettbewerbsrechtliche Abmahnungen gegen solche falschen Kennzeichnungen vorzugehen (Link zum Artikel).

Umwelt- und Naturschutzaspekte des Shahtoosh-Schals

Janet Rizvi und Monisha Ahmed heben in ihrem Buch “Pashmina – The Kashmir Shawl and Beyond” die Umweltauswirkungen des Shahtoosh-Schals hervor, der aus der Wolle der gefährdeten tibetischen Antilope, des Chiru, hergestellt wird. Die Gewinnung dieser Wolle erfordert die Tötung des Tieres, was zu einem Rückgang der Population geführt hat. Trotz der Einrichtung riesiger Reservate und strenger Verbote bleibt die Bedrohung bestehen, und die weltweite Ächtung von Shahtoosh bleibt ein zentrales Ziel für den Artenschutz (Link zum Buch).

Pashmina & Mohair

Laut Hunter (2020) ist die Produktion von Mohair zwar nur ein kleiner Teil der weltweiten Tierhaarfaserproduktion, spielt aber aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften eine bedeutende Rolle im Luxussegment des Textilmarktes. Die außergewöhnliche Weichheit und der Komfort machen Mohair / Pashmina zu einer der gefragtesten Fasern in der Bekleidungsindustrie (Hunter, 2020) Link zum Artikel.

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